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Ein Jahr Krieg im Sudan: 20.000 Menschen täglich vertrieben - IOM fordert Maßnahmen

Auf der Flucht vor dem Krieg im Sudan sind mehr als eine halbe Million Menschen im Südsudan angekommen. Foto: IOM/Elijah Elaigwu 2024

Genf/Port Sudan – Laut einem neuen Bericht der Displacement Tracking Matrix (DTM) der Internationalen Organisation für Migration (IOM), werden im Sudan täglich 20.000 Menschen zur Flucht gezwungen, die Hälfte davon Kinder.  

Dem Bericht zufolge sind 53 Prozent der Vertriebenen Kinder unter 18 Jahren. Dies weist auf die Verletzlichkeit und die immensen Herausforderungen hin, mit denen die junge Generation konfrontiert ist, die oft am stärksten von Konflikten und Vertreibung betroffen ist.   

Mehr als 8,6 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, da sich die Kämpfe im Land ausbreiteten, darunter viele, die zuvor bereits mehrfach vertrieben wurden.  

"In Sudan bahnt sich auf tragische Weise eine der größten humanitären Krisen der letzten Jahrzehnte an. Der Konflikt, der das Land erfasst hat, setzt die gesamte Region unter Druck. Die Not von Millionen von Menschen, die vertrieben wurden, hungern und von Ausbeutung und Missbrauch bedroht sind, wird von einem Großteil der Welt ignoriert", sagte IOM-Generaldirektorin Amy Pope in Paris, wo sie an der Internationalen humanitären Konferenz für den Sudan und die Nachbarländer teilnimmt. 

"Wir appellieren an die Staats- und Regierungschefs, die humanitäre Hilfe für den Sudan zur Verfügung zu stellen und sich für Frieden einzusetzen." 

Während der Konflikt im Sudan in sein zweites Jahr geht, drängt die IOM auf ein stärkeres internationales Handeln, um die Kämpfe zu beenden und die Mittel für humanitäre Maßnahmen deutlich aufzustocken, damit der wachsende Bedarf gedeckt werden kann.  

Die kritische Lage im Sudan, die zur weltweit größten Binnenvertreibungskrise geworden ist, wird durch die kritische Unterfinanzierung der humanitären Hilfe noch verschärft. Lediglich 5 Prozent des 2,7 Mrd. US-Dollar umfassenden Plans für humanitäre Hilfe, mit dem 14,7 Millionen Menschen erreicht werden sollen, sind gesichert. Dieses Defizit birgt die Gefahr einer weiteren Verschlechterung der humanitären Lage.  

Seit Ausbruch des Krieges wurden 6,6 Millionen Menschen im Sudan vertrieben. Der Krieg hat auch die Wirtschaftstätigkeit unterbrochen und die Versorgungs- und Hilfslinien gekappt. Dies hat zu einer massiven Ernährungsunsicherheit geführt. 5 Millionen Menschen stehen am Rande einer Hungersnot.  

Durch den massiven Zustrom von Menschen, die Schutz vor den Schrecken des Krieges suchen, werden die Infrastrukturen und Dienstleistungen stark belastet, was die Nahrungsmittelknappheit weiter verschärft. Für Frauen und Mädchen besteht ein erhöhtes Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt, sexueller Ausbeutung und des Zugangs zu Nahrungsmitteln.  

Humanitäre Helfer:innen stehen vor immensen Herausforderungen beim Zugang zu bedürftigen Gemeinschaften, vor allem in den schwer umkämpften Gebieten in Khartum, Darfur, Kordofan und Aj-Jazirah, was die Bedürfnisse und Schwierigkeiten weiter verschärft.  

Auch in den Nachbarländern, in denen rund 2 Millionen Menschen aus dem Sudan gekommen sind, überfordert die Krise die Staaten bei der Bewältigung des Zustroms von Geflüchteten, Rückkehrer:innen und Drittstaatsangehörigen. Bislang sind in den Nachbarländern 730.550 Menschen im Tschad, 629.902 im Südsudan, 514.827 in Ägypten, 119.525 in Äthiopien, 29.444 in der Zentralafrikanischen Republik und 7.620 in Libyen untergebracht.  

Der IOM leistet weiterhin unmittelbare und lebensrettende Hilfe. Bis heute hat die IOM über 2 Millionen Bedürftige im Sudan und in den Nachbarländern mit lebenswichtiger sektorübergreifender Hilfe erreicht, davon über 1,6 Millionen innerhalb des Sudans.     

Die IOM fordert eine Aufstockung der humanitären Mittel, um den wachsenden Bedarf zu decken und die Bereitstellung lebensrettender Hilfe und grundlegender Dienstleistungen für die Vertriebenen und die Aufnahmegemeinschaften zu gewährleisten. Darüber hinaus sind weitere Anstrengungen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit, zum Aufbau Kapazitäten vor Ort und zur Förderung von Frieden und dauerhaften Lösungen für die betroffene Bevölkerung erforderlich.    

 

Weitere Quellen

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Für weitere Informationen wenden Sie sich an:

In Genf: media@iom.int;  
In Port Sudan: Lisa George unter lgeorge@iom.int;   
In Kairo: Tamim Elyan unter telyan@iom.int