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IOM warnt vor erhöhtem Risiko von Menschenhandel für Menschen auf der Flucht aus der Ukraine

Zehntausende Menschen, darunter auch Drittstaatsangehörige, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, überqueren den Grenzübergang Palanca in Moldau. IOM/Safa Msehli

Genf – Die Internationale Organisation für Migration (IOM) ist besorgt über das Risiko des Menschenhandels sowie der sexuellen Ausbeutung und des Missbrauchs in der Ukraine und der Region, in Anbetracht der steigenden Anzahl Menschen, die aus der Ukraine fliehen.

Mehr als drei Millionen Menschen sind bisher aus der Ukraine geflohen, darunter 162.000 Drittstaatsangehörige. Die sich verschlechternde humanitäre Lage und die daraus resultierenden komplexen Fluchtbewegungen führen zunehmend zu einer Gefährdung der persönlichen Sicherheit der fliehenden Menschen und setzen diese einem erhöhten Risiko der Ausbeutung aus. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Fälle von Menschenhandel unmittelbar nach Massenvertreibungen festgestellt werden, dennoch deuten ersten Berichte aus der Ukraine und der Region darauf hin, dass Menschenhändler:innen die vulnerable Situation der Flüchtenden ausnutzen könnten.

Es wurden bereits Fälle von sexueller Gewalt gemeldet, und unter den Personen, die Hilfe beim Weitertransport oder andere Leistungen anboten, gab es Hinweise auf mögliche Ausbeutung. Einzelpersonen sowie Personengruppen, die Transportmöglichkeiten oder Unterbringungen anbieten, sollten sich hierfür mit den lokalen Behörden abstimmen und durch die Hinterlegung von Kontaktdaten, der Unterkunftsadresse oder auch Fahrtrouten zur angemessenen Beaufsichtigung und zum Schutz der Flüchtenden beitragen.

„IOM-Berichte zeigen, dass die Menschen, die aus der Ukraine fliehen, überwiegend aus Einpersonenhaushalten kommen, darunter Frauen, Kinder und ältere Menschen - einige von ihnen unbegleitet oder getrennt von ihren Angehörigen - sowie Drittstaatsangehörige“, sagt IOM-Generaldirektor António Vitorino.

„Diese Personengruppen sind besonders gefährdet, Opfer von Menschenhandel zu werden, da sie ihre Heimat unerwartet verlassen haben und ihre gewohnten familiären Netzwerke und ihre finanzielle Sicherheit dadurch schwer beeinträchtig sein können.“

Im Jahr 2021 erfasste und unterstützte die IOM in der Ukraine über 1.000 Opfer von Menschenhandel. Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine hat die Organisation ihre Anstrengungen zur Schaffung von Ressourcen und Maßnahmen zum Schutz vor Menschenhandel in der Ukraine und in der Region verstärkt.

Die IOM arbeitet mit Grenzbehörden und Regierungspartner:innen zusammen, um Verfahren zur Prävention von Menschenhandel zu etablieren, wie beispielsweise die Verbreitung und Einbeziehung schutzbezogener Kommunikationsmaßnahmen, die Bereitstellung geprüfter und sicherer Informationen und die Sensibilisierung flüchtender ukrainischer Staatsbürger:innen und Drittstaatsangehöriger, um sie in die Lage zu versetzen, informierte Entscheidungen zu treffen und sich der Risiken bewusst zu sein.

Die Organisation hat zudem ihre lokalen Hotlines verstärkt, um Menschen auf der Flucht mit wichtigen Informationen über Sicherheit und bestehende Ressourcen zu versorgen. In der Ukraine, in Rumänien und in Moldau hat die IOM Online-Materialien zu sicherer Migration und zur Bekämpfung von Menschenhandel entwickelt. Menschen auf der Flucht können sich so zu Unterkunfts- und Transportmöglichkeiten sowie zu Berichten von Menschenhandel informieren.

Wir ermutigen die Staaten, ankommende Menschen aus der Ukraine ohne Diskriminierung und mit geschlechtsspezifischer und kultureller Sensibilität aufzunehmen, ohne Voreingenommenheit aufgrund der Nationalität, der ethnischen Zugehörigkeit oder des Dokumentenstatus.

Das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte müssen eingehalten werden.

Wir betonen die Notwendigkeit einer gemeinschaftlichen Reaktion beim Aufbau von Kapazitäten, bei einer angemessenen Erfassung von Nachweisen, bei der Bereitstellung technischer Leitlinien und vor allem bei der direkten Unterstützung aller Opfer und derjenigen, die von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch bedroht sind.

Die IOM spricht sich außerdem nachdrücklich dafür aus, Drittstaatsangehörigen Schutz zu gewähren und ihnen den Zugang zu ihren jeweiligen konsularischen Vertretungen zu erleichtern. Die Organisation ist bereit, die Bemühungen zur Gewährleistung des Schutzes und der Sicherheit all jener zu unterstützen, die vor dem Krieg fliehen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
IOM Genf: Safa Msehli, smsehli@iom.int, +4179 403 5526, oder Paul Dillon, Email: pdillon@iom.int, Tel:  +41796369874