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Wohnen als Schlüssel zur wirtschaftlichen Sicherheit für vertriebene Menschen: Bericht veröffentlicht

Eine Siedlung in Afghanistan, die 2018 von Binnenvertriebenen auf der Flucht vor Dürre errichtet wurde. Zahlreiche Provinzen, aus denen die Binnenvertriebenen stammen, sind von Konflikten betroffen, was viele von einer Rückkehr abhält. Foto: Muse Mohammed/IOM

Berlin – Binnenvertriebene, die über angemessenen Wohnraum verfügen, sind mit dreimal höherer Wahrscheinlichkeit nicht auf humanitäre Hilfe angewiesen und haben mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit ein stabiles Einkommen. Dies geht aus einer heute veröffentlichten Studie des Global Data Institute (GDI) der Internationalen Organisation für Migration in Zusammenarbeit mit der Georgetown University in den Vereinigten Staaten hervor. 

Der PROGRESS-Report ist eine umfassende Analyse der Lösungsansätze für Binnenvertreibungen weltweit. 

"Unsere Ergebnisse tragen dazu bei, dass sich die Debatte von der Frage 'wann endet die Vertreibung' zu der Frage 'wann beginnen die Lösungen' verlagert", sagte Ugochi Daniels, stellvertretende Generaldirektorin der IOM für Operationen.   

"Gemeinsam mit den Menschen und den Communities, die wir unterstützen, setzt sich die IOM dafür ein, bei der Suche nach einer nachhaltigen Zukunft niemanden zurückzulassen. Der PROGRESS-Report legt dar, wo Investitionen für wirksame Lösungen getätigt werden können, die dem entsprechen, was uns auch die Binnenvertriebenen sagen: angemessene Unterkünfte, Existenzgrundlagen und lokale Integration in Situationen, in denen die Vertreibung anhält." 

Der Bericht befasst sich mit 15 Ländern und bietet wichtige Einblicke in die Herausforderungen und Perspektiven von Binnenvertriebenen. Er zeigt, dass Arbeitsplätze, Sicherheit und die Förderung eines Zugehörigkeitsgefühls innerhalb der Gemeinschaften von wesentlicher Bedeutung sind, um vertreibungsbedingte Schwachstellen zu überwinden und in der Folge die Ungleichheiten zwischen Binnenvertriebenen und ihren Aufnahmegemeinschaften zu verringern.  

Fünfzehn Länder nehmen derzeit 37,5 Millionen der insgesamt 71,1 Millionen Binnenvertriebenen weltweit auf. Diese Konzentration unterstreicht die dringende Notwendigkeit rascher und gezielter Maßnahmen zur Bewältigung von Binnenvertreibungen inmitten eskalierender humanitärer Krisen.  

Der PROGRESS-Bericht konzentriert sich auf die Länder, die vom Büro des Sonderberaters für Lösungen für Binnenvertreibungen als Pilotländer ausgewählt wurden: Afghanistan, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Kolumbien, Äthiopien, Irak, Libyen, Mosambik, Niger, Nigeria, Somalia, Südsudan, Sudan, Vanuatu und Jemen. Zur Ergänzung der vorhandenen Daten wurden 74 Fokusgruppendiskussionen mit Binnenvertriebenen, Rückkehrer:innen und Aufnahmegemeinschaften in 10 Ländern durchgeführt, um festzustellen, welche Hindernisse die von Vertreibung betroffenen Gemeinschaften selbst bei der Suche nach Lösungen sehen und welche Möglichkeiten es gibt, diese zu überwinden. 

"Wir kommen nur schwer über die Runden. Wir können uns die derzeitigen Lebensbedingungen nicht leisten, da die Rohstoffpreise immer weiter steigen", sagte ein äthiopischer Gemeindevertreter in einer Fokusgruppendiskussion und verwies auf die Abhängigkeit von Hilfsleistungen und die Bedeutung des Zugangs zu Lebensunterhaltsmöglichkeiten während der Vertreibung. " Zudem haben wir alles verloren, was wir vor der Vertreibung besaßen, und das macht uns zu anfällig für Geldknappheit." 

Auswirkungen von Langzeitvertreibung: Je länger Binnenvertriebene ihre Flucht hinter sich haben, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie eine Integration vor Ort beziehungsweise eine Ansiedlung an einem anderen Ort einer Rückkehr in ihre Heimat vorziehen. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede je nach den Ursachen der Vertreibung (Konflikt oder Naturkatastrophe), der Lebenssituation (Lager vs. Nicht-Lager), dem Alter und dem Geschlecht.  

Weitere wichtige Ergebnisse

Empowerment durch integrative Entwicklungsfinanzierung: Nachhaltige Lösungen hängen von einer integrativen Entwicklungsfinanzierung ab. Die Stärkung der Handlungskompetenz von Binnenvertriebenen durch Initiativen wie Mikrofinanzierung und Unterstützung von Kleinunternehmen wird als Weg zur Eigenständigkeit gesehen.  

Bekämpfung geschlechtsspezifischer Ungleichheiten: Erhebliche geschlechtsspezifische Ungleichheiten werden in den Vordergrund gerückt und die Notwendigkeit gezielter Maßnahmen in Bereichen wie Sicherheit, Einkommensstabilität und Unterkunft für Haushalte mit weiblichem Haushaltsvorstand hervorgehoben.  

Lösungen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen: Der Bericht unterstreicht die Bedeutung von Strategien, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen und konkret anwendbar sind. Langfristige Lösungen, einschließlich lokaler Integration, Schaffung von Arbeitsplätzen, Sicherheit und Zugehörigkeitsgefühl, sind für nachhaltige Ergebnisse von zentraler Bedeutung. 

"Die humanitären Akteure arbeiten seit Jahrzehnten an der Erarbeitung von Lösungen für Binnenvertriebene, und es wurde bereits gute Arbeit bei der Entwicklung von Indikatoren für die Beendigung von Vertreibungen geleistet", sagte Katharine Donato, Donald G. Herzberg Professor für Internationale Migration an der Georgetown University. "PROGRESS baut auf diesen Bemühungen auf und zeigt faktenbasierte Erkenntnisse auf, die dazu beitragen können, Vertriebenen zu nachhaltigen Lösungen zu verhelfen." 

Um den vollständigen Bericht zu lesen, klicken Sie bitte hier.  

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:   

Jorge Galindo, +49 15 226 216 775, E-Mail: jgalindo@iom.int   

Kristina Uzelac, E-Mail: kuzelac@iom.int