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Wer wir sind
Wer wir sindDie Internationale Organisation für Migration (IOM) gehört zum System der Vereinten Nationen und ist die führende zwischenstaatliche Organisation, die sich seit 1951 für eine menschenwürdige und geordnete Migration zum Wohle aller einsetzt. Sie hat 175 Mitgliedsstaaten und ist in über 100 Ländern vertreten. Deutschland ist der IOM im Jahr 1954 beigetreten.
Über uns
Über uns
IOM Global
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Unsere Arbeit
Unsere ArbeitAls führende zwischenstaatliche Organisation, die sich seit 1951 für eine menschenwürdige und geordnete Migration einsetzt, spielt die IOM eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Agenda 2030. Sie unterstützt in verschiedenen Interventionsbereichen, die sowohl humanitäre Hilfe als auch nachhaltige Entwicklung miteinander verbinden. In Deutschland setzt die IOM Projekte in den Bereichen Schutz und Unterstützung für Migrant:innen um, engagiert sich für ihre Rechte und fungiert als Verbindungsstelle für die von Deutschland finanzierten, weltweiten IOM-Aktivitäten.
Was wir machen
Was wir machen
- Daten und Forschung
- Mitmachen
- 2030 Agenda
Berlin - Menschen aus Drittstaaten, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflohen sind, fallen bei den bestehenden Hilfsangeboten oft durchs Raster. Unterstützung kommt von NGOs und Diasporanetzwerken.
In einem Berliner Hausflur kommt Feierstimmung auf: Schlüsselübergabe! Auf dem angespannten Wohnungsmarkt eine Bleibe zu finden, ist derzeit ein Ding der Unmöglichkeit. Menschen aus Drittstaaten, die aus der Ukraine nach Deutschland geflohen sind, haben da keine Chance. Entsprechend groß ist die Freude bei Marie Sobolewski von der Organisation Bridges over Borders: „Zusammen mit TANG e.V. und eine Immobilienverwaltung aus Berlin können wir Geflüchteten eine Unterkunft anbieten, die bereits seit Wochen nur notdürftig oder gar nicht untergebracht sind – das ist ein schönes Gefühl.“
Prekäre Situation für Drittstaatsangehörige
Mehr als 287.000 Menschen, die weder die ukrainische noch eine EU-Staatsbürgerschaft haben, sind laut Daten der Internationalen Organisation für Migration (IOM) seit der russischen Invasion aus der Ukraine geflohen. Viele Drittstaatsangehörige sind entweder in der Ukraine oder in den umliegenden Ländern gestrandet und befinden sich aufgrund begrenzter lokaler Sprachkenntnisse, fehlender Dokumente, mangelnder institutioneller Hilfe und Diskriminierung in einer äußerst prekären Situation. Das zeigen auch aktuelle Umfrageergebnisse der IOM mit mehr als 100 Drittstaatsangehörigen aus der Ukraine in Deutschland: 66 Prozent der Befragten gaben an, dass es auf ihrer Flucht Schwierigkeiten gab, 56 Prozent berichteten von Diskriminierung und Rassismus.
Weltweite Gruppe von Freiwilligen
Jacky Kuhn, Gründerin von Kenyan Women in Germany (KWIG), kennt die Geschichten hinter diesen Zahlen. Sie hat zusammen mit anderen Diasporavertreter:innen eine Gruppe ins Leben gerufen, die die Drittstaatsangehörigen während und nach der Flucht unterstützt. Kurz nach Kriegsbeginn stellte sie ihre Telefonnummer zur Verfügung. „Eltern von Studierenden riefen mich aus ihren Herkunftsländern an. Das war ein Alptraum. Ich erhielt Anrufe aus Tansania, aus Kenia – als Elternteil war es schmerzhaft sich vorzustellen, dass es meine Tochter sein könnte, gestrandet, unerreichbar“, erinnert sich Jacky Kuhn an diese erste Zeit. Es bildete sich eine weltweite Gruppe von Freiwilligen, die sich virtuell koordinierte, Ressourcen sammelte und die Flüchtenden – vorranging Studierende - mit dem Nötigsten versorgte.
Unterstützung für Studierende
Die meisten der Studierenden aus Drittstaaten, die nach Deutschland gekommen sind, möchten ihr Studium hier fortsetzen, können dies aber häufig nicht, etwa wenn sie nicht über 10.000 Euro auf einem Sperrkonto verfügen. „Diese Studierenden haben bereits für ihre Ausbildung in der Ukraine bezahlt, was ihre Familien ein Vermögen gekostet hat. Wir kennen junge Menschen in ihrem letzten Semester des Medizinstudiums, die nun mit leeren Händen zurückkehren müssen“, erzählt Jacky Kuhn. Derzeit ist nicht klar, welche Perspektiven es für Studierende und andere Drittstaatsangehörige nach dem 31. August gibt. Verschiedene Organisationen fordern daher, dass der durch die EU-Richtlinie festgelegte, vorübergehende Schutz für Geflüchtete aus der Ukraine auch für Studierende gelten sollte, die über August 2022 hinaus in Deutschland bleiben müssen, um ihr Studium abzuschließen oder weiterhin Online-Kurse an ihrer ukrainischen Universität zu besuchen. „Wir warten ab, was der August bringt. Wir werden weiterhin an Türen klopfen. Wann immer ich eine Möglichkeit sehe, bitte ich Mitbürger:innen, eine Patenschaft für eine:n Studierende:n zu übernehmen, damit diese:r das Studium beenden kann“, so Jacky Kuhn.
Diaspora leistet entscheidende Hilfe
Seit Beginn des Krieges leisten TANG e.V. und Bridges over Borders tatkräftige Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine und haben bisher hunderte Menschen von den Grenzgebieten abgeholt, untergebracht und bei Behördengängen und bei der Suche nach Sprachkursen, Arbeits- und Studienplätzen in Deutschland unterstützt. Dr. Sylvie Nantcha, Bundesvorsitzende von TANG e.V., ist besonders stolz darauf, dass der Bundesverband für afrikanische Diasporanetzwerke in extrem kurzer Zeit 18 Busse organisieren konnte, welche insgesamt über 600 Menschen von der polnischen und slowakischen Grenze abgeholt haben. „Es mir wichtig, dass wir uns als TANG für alle Menschen in Not einsetzen”, betont Dr. Sylvie Nantcha. Auch die IOM macht sich für geflohene Drittstaatsangehörige in Deutschland stark und vernetzt zivilgesellschaftlichen Organisationen, Diaspora-Vereine und lokale Behörden, um gemeinsam Lösungen zu finden und Unterstützungsmöglichkeiten bekannt zu machen, wie zum Beispiel das Wohnungsprojekt für Geflüchtete in Berlin in Zusammenarbeit mit BoB und TANG e.V.
Konkreter Handlungsbedarf
Das Engagement der vielen Organisationen und Freiwilligen zeigt, dass es Nachbesserungsbedarf gibt. Während Drittstaatsangehörige im Prinzip den durch die EU-Richtlinie festgelegten, vorübergehenden Schutz für Geflüchtete aus der Ukraine beantragen und Leistungen in Anspruch nehmen können, sind Fälle bekannt, in denen die Inanspruchnahme von Leistungen verweigert wurde, weil sie nicht die ukrainische Staatsbürgerschaft besitzen. Dem sollte durch flächendeckende Informationen und Schulungen für die involvierten Akteure begegnet werden, einschließlich der Behörden-mitarbeiter:innen, die für die Aufnahme und Registrierung von Geflüchteten aus der Ukraine zuständig sind. Aus der stichprobenartigen IOM-Umfrage geht auch hervor, dass die Befragten neben der Bleibeperspektive einen besseren Zugang zu Bildung, Sprachkursen und finanzieller Unterstützung benötigen. Um ihre Situation langfristig zu verbessern und zielgerichtet Schutz und Unterstützung leisten zu können, sind repräsentative Erhebungen notwendig, die die konkreten Bedarfe von geflohenen Drittstaatsangehörigen oder anderen Gruppen, wie zum Beispiel LGBTIQ+-Geflüchteten aus der Ukraine, aufzeigen.